nicky2910's book reviews

I've always been an avid reader. And I love writing about and discussing the books I read.

SPOILER ALERT!

Totenrausch von Bernhard Aichner, Blum #3

Totenrausch: Thriller (Die Totenfrau-Trilogie, Band 3) - Bernhard Aichner

Blum ist weiter auf der Flucht mit ihren beiden Töchtern. Da geht sie einen Deal mit einem Hamburger Zuhälter namens Schiele ein: ein Mord gegen gefälschte Papiere. Monate später fordert er die Schuld ein.

Totenrausch ist leider eine ziemliche Enttäuschung.

Da wäre einerseits mal die Handlung für sich genommen, die mal wieder jenseits der Grenze des Glaubwürdigen spielt. Klar, Deals werden jeden Tag gemacht... aber es ist nicht so, dass Blum vollkommen am Ende war und nirgends anders untergekommen wäre. Schließlich hat sie's ja auch geschafft, schwarz bei einem Bestatter zu arbeiten. Und der hat sicher nicht ihre Papiere gecheckt. Dafür kriegt man seitenlang zu lesen, wie entsetzt Blum doch ist, dass der Unterweltkönig von Hamburg ihre Schuld einfordert. Und man soll auch noch glauben, dass sie, die Menschen grausamst getötet hat, plötzlich Gewissensbisse bekommt - in einer Situation, in der es (auch) um das Wohl ihrer Kinder geht? Und dass sie irgendeinen dahergelaufenen Nachbarn/Pseudofreund quasi über ihre Kinder stellt, indem sie versucht, seinen Tod zu fingieren, während die Mädchen in der Gewalt von Schiele sind? Das passt nicht zusammen. Dann ist da noch der Polizist, der sie morden lässt, weil er selbst eine Vorgeschichte mit Schiele hat...

Dazu kommen die Details, die kaum Sinn machen. So ist Blums Bestattungshelfer (und Geliebter) Reza in Totenhaus unter Mordverdacht verhaftet worden. Jetzt taucht er zum besten Zeitpunkt auf und meint, die Verdächtigung sei fallengelassen worden... Überhaupt ist der fehlende Zusammenhalt innerhalb der Trilogie ein Riesenproblem besonders in Totenrausch. Ich habe nämlich nicht den Eindruck gewonnen, dass mit diesem Teil die Geschichte fertig erzählt ist. Weder Blums noch die Situation der Mädchen hat sich einen Deut geändert (außer geographisch) vom Prolog zum Epilog. Ja, Reza ist an ihrer Seite, die Bande zu Innsbruck in Form ihres Schwiegervaters zerbrochen, da er angenehmerweise einfach mal so stirbt. Und kein Ermittler kommt auf die Idee, die Onlinegedenkkerzen nachzuverfolgen - nur Reza, der sie so recht schnell findet. Toll. Aber sonst? Was passiert, wenn im nächsten Hafen wieder jemand Blum erkennt? Fängt das Morden von Neuem an?

Ich hege ja den Verdacht, dass Totenfrau ursprünglich nicht auf eine Trilogie ausgelegt war, Totenfrau aber so einen Erfolg einfuhr, dass halt mal 2 Teile hinten nach gelegt wurden. Zum Schaden der Charaktere, besonders Blums, die irgendwie ohne Männer gar nichts mehr hinkriegt und naiv bis zum geht nicht mehr ist, und auch der Einzigartigkeit des Erzählstils. Totenfrau jedenfalls ließ mich noch gefesselt zurück - Totenrausch nur mehr enttäuscht und desillusioniert. Schade. Von wegen "Alles ist gut".

 

PS: Warum zu jedem Kapitelwechsel mindestens 2, manchmal 4 Leerseiten sein müssen, ist nicht ganz ersichtlich, zieht sich aber auch schon durch die gesamte Trilogie. Und warum Blums Schwiegervater Blum mit Nachnamen heißt, erschließt sich mir auch nicht. Aber das sind mal Nitpicks am Rande.

SPOILER ALERT!

Totenhaus von Bernhard Aichner, Blum #2

Totenhaus: Thriller (Bestatterin Brunhilde Blum, Band 2) - Bernhard Aichner

2 Jahre nach den Ereignissen von "Totenfrau".

 

Während des idyllischen Strandurlaubs entdeckt Blum eine Anzeige zu einer Ausstellung. Gezeigt wird eine Frau, die wie sie aussieht. Sie beginnt nachzuforschen.

 

Gleichzeitig wird auf einem Innsbrucker Friedhof eine Leiche exhumiert. Im Sarg finden sich zusätzliche Leichenteile.

 

"Totenhaus" ist doch bei weitem schwächer als "Totenfrau". Vielleicht ist es die fehlende emotionale Komponente, die Aichner noch in seinem ersten Thriller so gut in den ersten paar Seiten etablieren konnte. Natürlich ist auch hier die Sehnsucht nach Familie, nach einer "normalen" Herkunft, im Gegensatz zu der Gewalt, Unterdrückung und dem psychischen Missbrauch, ganz zu schweigen von der emotionalen Kälte, die Blum bei ihren Adoptionseltern erfahren hat, zu spüren. Aber was sich noch in "Totenfrau" wie ein Puzzle zusammenfügte, wirkt hier aufgesetzt und weit hergeholt. Wie wahrscheinlich ist es, dass Blum wieder so ein "krankes Dreckschwein" findet? Dass ihre Schwester genauso in so einer kranken Familie landet?

 

Da werden schon die Grenzen der Glaubwürdigkeit ausgereizt - und ja, das wurden sie auch schon in "Totenfrau", aber dort spielte Aichner noch gekonnt mit diesem Gerechtigkeitsgefühl, das einem innewohnt. Natürlich ist das, was Blum tut, falsch, aber es ist irgendwie noch nachvollziehbar.

 

Die größte Schwäche des Buches aber orte ich in der Stellung als Mittelteil einer Trilogie. Wo Totenfrau noch eine an sich abgeschlossene Handlung hatte, legt Totenhaus doch sehr viele Handlungsfäden für den Abschluss der Trilogie aus. Noch sind die Hintergründe der Morde nicht öffentlich bekannt. Genauso wenig wie die Beteiligung des Polizisten. Auch Blums Anziehungskraft bleibt ein Faktor des Unwohlseins: Ihr Mann ignorierte die unterlassene Hilfeleistung beim Tod der Adoptiveltern, Reza hilft bei den Morden, nun kommt der "Totenkünstler" (Körperwelten lässt grüßen) Leo Kuhn dazu...

 

Abschließend: als eigenständiger Thriller funktioniert Totenhaus nicht ganz zufriedenstellend - als Übergang zum Abschluss allerdings sehr gut. Auf zu "Totenrausch".

SPOILER ALERT!

Totenfrau von Bernhard Aichner, Blum #1

Totenfrau: Thriller (Bestatterin Brunhilde Blum, Band 1) - Bernhard Aichner

Brünhilde Blum führt ein Bestattungsunternehmen, ist glücklich verheiratet und hat 2 Töchter. Doch die Idylle wird jäh zerstört, als ihr Mann Mark von einem Auto niedergefahren wird. Als Blum dann noch die Mitschnitte von Gesprächen mit einer anderen Frau auf Marks Handy findet, fängt sie an Fragen zu stellen.

 

Zuallererst: Das ist ein Buch, das man nicht weglegen kann. Es ist spannend geschrieben, man lebt mit... und es spielt auch ein bisschen mit dem Voyeurismus des Lesers. Man *kann* nicht wegschauen...

 

Im Endeffekt spielt Aichner hier mit Selbstjustiz, Schuld und Sühne, Rache... all das eingebettet in einerseits die unendliche Liebe und heile Familienwelt, die Aichner in nur rund 50 Seiten zwischen Blum und Mark entstehen zu lassen vermochte, andererseits aber die grausamen Verbrechen, deren Zeugnis Blum unvermittelt findet. Als Leser ist man schließlich hin und hergerissen, Blums "Es ist richtig" zu folgen, aber natürlich auch ihre Taten zu verabscheuen. Es ist diese Dichotomie zwischen Recht und Gerechtigkeit, zwischen Idylle und grausamer Gewalt, die die Faszination dieses Romans ausmacht.

 

Der einzige kleine Kritikpunkt ist vielleicht, dass das Ende zu vorhersehbar ist. Blums Schock war für mich eher ein "Ha, wusste ich es doch!"-Moment. Dazu ist auch die Erzählweise etwas gewöhnungsbedürftig: Es gibt keine Dialoge, sondern Gespräche sind eher in der Protokollform niedergeschrieben. Es ist Blums Sicht auf die Dinge.

 

Nichtsdestotrotz oder vielleicht gerade deshalb packend, in weiten Teilen auch unangenehm berührend, weil man sich eben dieser Position des Voyeurs, dieser Frage, was macht sie jetzt, nicht entziehen kann. Mehr noch: Am Ende lechzt man zwar danach, seine Gehirnwindungen wieder reinzuwaschen... aber noch viel mehr nach der Fortsetzung.

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Das schwarze Band von Alex Beer, Emmerich #4

Das schwarze Band - Alex Beer

Wien, Juli 1921. Mitten in einer Hitzewelle werden Emmerich und Winter zu einem Tatort mit 2 Frauenleichen gerufen - 2 Prostituierte wurden ermordet, eine 3. scheint auf der Flucht zu sein. Da Emmerich mal wieder wegen Beleidigung des Bundeskanzlers in Ungnade gefallen ist, muss er just zu diesem Zeitpunkt in eine Disziplinarschulung und Winter mit den Ermittlungen im Rotlichtmilieu alleine lassen. Doch auch sein Seminar stellt sich als bald als komplizierter dar, als es ihm lieb ist.

Dies ist der 4. Roman der Emmerich-Reihe. Wie immer zeichnet Beer ein hochinteressantes Bild der Nachkriegsgesellschaft zwischen bitterer Armut und offen gezeigter Dekadenz, zwischen junger verachteter Demokratie und dem Schwelgen in Monarchie-Erinnerungen und -Fantasien. In diesem Fall wird alles miteinander verwoben, heraus kommt ein spannend zu lesender Roman, wenn gleich auch der letztendliche Rädelsführer zu offensichtlich ist.

Aufgewogen wird dies allerdings durch die persönlichen Seiten, denn sowohl über Winter, der zumindest in Ansätzen diesmal alleine ermitteln darf, als auch über Emmerich erfährt man mehr. Dazu inkludiert Emmerich Winter immer mehr in seine kleine Familie, die irgendwie auch den Schmuggler/Neo-Politiker Kolja mitumfasst. Ich hoffe auch, dass Irina gekommen ist, um zu bleiben.

Beer vermag es spielend, ihren Figuren immer neue Facetten zu geben, aber auch schon bekannte weiter auszuarbeiten. Man lebt mit mit Winter, der sich endlich beweisen will, und Emmerich, der sein Leben als alleinerziehender Vater, Kriminalinspektor, Mentor für Winter und die Suche nach seiner Herkunft irgendwie jonglieren will. Und genau davon leben diese Romane! Natürlich werden auch die Fäden zu Band 5 gelegt, der im Herbst 2021 erscheinen soll - ich freu mich jedenfalls schon drauf.

Der einzige kleine Kritikpunkt betrifft die Edition: Das Taschenbuch umfasst 348 Seiten - aufgrund der verwendeten Schriftgröße und des Zeilenabstands hätte man hier durchaus auch auf 250 Seiten reduzieren können... Es muss ja nicht unbedingt ein größerer Umfang vorgegeben werden, als im Endeffekt da ist. Leider fiel mir das aber auch schon bei anderen Beer-Romanen auf.

Fazit: spannend, mitreißend... die Emmerich-Serie zeigt bislang keine Abnutzungserscheinungen. So soll's sein!

SPOILER ALERT!

Der dunkle Bote von Alex Beer, Emmerich #3

Der dunkle Bote - Alex Beer

November 1920, eine Kältewelle hat Wien fest im Griff. Armut regiert, aber die Bevölkerung befreit sich schon langsam aus der Starre des verlorenen 1. Weltkriegs, und Unmut macht sich breit, besonders als die Sozialisten aus der Regierung fliegen.

In dieser Zeit der politischen Unruhe werden Emmerich und Winter zu einem grausamen Mord gerufen, doch Brisanz erhält der Fall erst, als die abgetrennte Zunge des Opfers bei einer Reporterin landet mit einer Nachricht des Teufels. Doch teuflisch gestalten sich nicht nur die Ermittlungsarbeiten, sondern auch Emmerichs Suche nach seiner Familie.

Dies ist mit Abstand der bisher beste Emmerich-Roman. Er verwebt gekonnt die soziale und politische Situation im Nachkriegs-Wien mit einem spannenden Kriminalfall und Emmerichs Privatleben.

Da gibt's also einerseits den Mordfall, der sich bald in eine Mordserie ausdehnen sollte, andererseits aber auch einen seltsamen Bandenkrieg in Wien, der zwar eigentlich der Fall eines Kollegen ist, schließlich aber vor Emmerichs Haustür landet. Symbol bzw Dreh- und Angelpunkt für beides ist Xaver Koch, der totgeglaubte, aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrte Ehemann von Emmerichs Geliebter Luise, der diese samt ihren Kindern Richtung unbekannt verbracht hat und nun besessen davon ist, Emmerich (und Luise) für ihre Beziehung büßen zu lassen... und auch davon, die politische Lage in Österreich umzustürzen.

Dazu wird auch die Lage der Frauen insgesamt weiter thematisiert: im Krieg in die Rolle der Männer geschlüpft, werden sie nun durch Kriegsheimkehrer, bittere Armut und Diskriminierung an den Rand der Gesellschaft (zurück) gedrängt, inklusive Unterdrückung, Prostitution und Gewalt in der Familie. Nicht nur Emmerich und Winter fühlen die Ohnmacht angesichts des Elends. Und doch beginnt sich Widerstand zu formen.

Insgesamt ein fesselnder Roman, den man kaum weglegen kann. Und das Ende ändert Emmerichs Leben schlagartig. Warum ist Band 4 nicht schon in meinen Händen?

SPOILER ALERT!

Die rote Frau von Alex Beer

Die rote Frau: Ein Fall für August Emmerich - Kriminalroman (Die Kriminalinspektor-Emmerich-Reihe, Band 2) - Alex Beer

3 Monate sind Emmerich und sein Assistent nun bei der Abteilung Leib und Leben - und dort nur glorifizierte Sekretäre. Zumindest bis der neue Chef der Abteilung die beiden dazu verdammt, den Fluch, der auf einer Schauspielerin zu liegen scheint, zu beseitigen, während sich die Kollegen auf den Mord an einem Politiker und Wohltäter konzentrieren. Dieser Fall erhält für Emmerich eine besondere Brisanz, als einer seiner Wohnheimkollegen als Täter verhaftet wird...

Dieser zweite Teil der Emmerich-Reihe gefiel mir noch bedeutend mehr als der erste, was wohl daran liegt, dass Beer nicht viel Zeit mehr mit der Vorstellung der Protagonisten verschwenden muss, sondern gleich in medias res geht.

Der Einblick in die junge Republik ist um einiges schärfer als noch im ersten Teil, die Not größer und spürbarer - sei es Emmerichs Wohnstätte, sei es die Situation um seine Wahlfamilie, seien es auch die Ereignisse rund um den Fall, der die 2 Philosophien "Verbesserung der Not für die Notleidenden (und dadurch für alle)" vs "Verbesserung der Not, indem man Unerwünschte... ja... krepieren lässt und sich auf die konzentriert, die das Volk als ganzes weiterbringen" schließlich gegenüber stellt. Im Wissen, was darauf geschichtlich gefolgt ist, eine sehr interessante und brisante Auseinandersetzung.

Kurzum, ein spannender, durchaus vielschichtiger Roman. Gelungen!

SPOILER ALERT!

Unter Wölfen: Der verborgene Feind von Alex Beer

Unter Wölfen: Der verborgene Feind - Alex Beer

Nürnberg, 1942. 3 Wochen nun posiert Isaak Rubinstein als der berühmte Adolf Weissmann, doch bald schon soll diese Farce zu Ende und er auf dem Weg zu seinen Lieben sein: Nur noch die Pläne eines neuen Panzers muss er ergattern während eines Abendessen, das ihn mit weiteren hohen Nazi-Funktionären zusammenbringt. Das Vorhaben gelingt, doch am nächsten Tag wird die Tochter eines der Funktionäre ermordet aufgefunden und Rubinstein erhält von Himmler persönlich den Auftrag, die Ermittlungen zu übernehmen.

Gewohnt routiniert malt Beer ein Bild der Gesellschaft in einem der Machtzentren des dritten Reichs. Rubinstein, der nur Abscheu empfindet, sich aber der Informationsgewinnung wegen einschleichen muss, balanciert wie bei einem Drahtseilakt - jederzeit kann seine Tarnung auffliegen, nicht zuletzt, weil seine Romanze mit Ursula von Rahn Nebenbuhler verärgert und dazu bringt, Nachforschungen anstellt.

Der eigentliche Fall kommt fast ein wenig zu kurz in all den persönlichen Wirren und Verstrickungen, als auch in der Polizei langsam Zweifel an Weissmanns Identität auftauchen. Und den wahren Täter zu schnappen, entpuppt sich als ein Katz und Maus-Spiel mit einem tragischen Hintergrund von Systemhörigkeit und Verrat.

Ich freue mich jedenfalls auf weitere Abenteuer mit Isaak Rubinstein - das Netz um ihn herum wird jedenfalls enger.

SPOILER ALERT!

Tiefe Narben von Petra Ivanov

Tiefe Narben - Petra Ivanov

Jahre nach der Verurteilung eines Mörders taucht eine Leiche mit genau demselben Verletzungsmuster auf, kurze Zeit später eine weitere... wurde der falsche eingesperrt?

"Tiefe Narben" ist ein recht vielschichtiger Roman:

Einerseits ist da natürlich die vordergründige Ermittlung, die bald viel persönlicher wird als gedacht und von reinem Mord sich zu Entführung erweitert. Narben an den Opfern, physisch und psychisch, aber auch gesellschaftlich ignorierte Narben sowie nicht verheilte Wunden in der jeweiligen persönlichen Geschichte spielen hier herein. Dieser Part ist gut gelungen.

Andererseits erzählt der Roman auch vom Heilen und Wiedererlangung alter Stärken der Hauptpersonen, Cavalli und Flint sowie ihrer jeweiligen Teams.

Ich habe dieses Buch mehr wegen der Hintergrund von Meyer und Palushi gewählt, die mir in "Entführung" sehr gut gefallen haben, und da wurde ich auch nicht enttäuscht.

Da hier aber (anders bei Entführung, das man auch als Neuling der Meyer/Palhushi-Serie gut lesen konnte) deutlich mehr auf die vorherigen Teile der Cavalli/Flint-Serie Bezug genommen wird, fehlt mir als Neueinsteigerin in diese Serie natürlich der Anknüpfungspunkt zu diesen Charakteren. Deutlich sympathischer kommt jedenfalls der Rest der Polizeiriege, Fahrni hauptsächlich, rüber als die eigentlichen Protagonisten. Vielleicht auch, weil Fahrni (neben Meyer) der einzige ist, der sich nicht von Vorurteilen leiten lässt (s. Verdächtigung von Palushi oder auch Dash... warum? Nur weil sie Kosovo-Albaner sind? Schließlich hatten viele kein/wenig Alibi...).

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass dieser Roman etwas zu lang(atmig) geraten ist. Die Ermittlungen treten seitenlang auf der Stelle, auch auf der persönlichen Ebene tut sich nicht viel... und ja, der Täter ist eigentlich ziemlich klar von Anfang an...

Trotzdem: ein guter, spannender Roman.

SPOILER ALERT!

Der zweite Reiter von Alex Beer

Der zweite Reiter: Ein Fall für August Emmerich - Kriminalroman - Alex Beer

Wien 1919. Kurz nach Ende des 1. Weltkriegs untersuchen Inspektor August Emmerich und sein Assistent Winter eigentlich einen Schmuggel-Ring, stolpern aber über den merkwürdigen Selbstmord eines Kriegsveteranen. Selbst im Krieg verletzt, beschließt Emmerich, gegen den Widerstand der Obrigkeit weitere Ermittlungen anzustellen, und sticht bald in ein Wespennest.

 

Die Handlung beginnt langsam, und der erste Teil des Romans stellt mehr den Hintergrund Wiens in der jungen 1. Republik sowie natürlich Emmerich selbst vor. Erst später überwiegt dann die Action und zieht einen vollkommen in den Bann.

 

Emmerich selbst jedenfalls wird sehr 3-dimensional dargestellt, eine gute Spürnase mit ein wenig Ehrgeiz, ein Kriegsveteran mit einer Verletzung, die er bisher geheimhält und die zu Suchtverhalten einlädt, eigentlich ein Familienmensch, dem in den ersten 100 Seiten die gesamte Lebensgrundlage entzogen wird... ein sehr vielschichtiger und realistischer Charakter, von dem ich gerne mehr lesen würde.

 

Fazit: Nach "Unter Wölfen" die 2. Serie von Alex Beer, die ich weiterverfolgen werde - jedenfalls eine Empfehlung!

SPOILER ALERT!

Entführung von Petra Ivanov

Entführung. Kriminalroman - Petra Ivanov

Rechtsanwalt Pal wird zum Verteidiger eines mutmaßlichen Entführers bestellt. Das Opfer ist noch nicht gefunden - und die Suche führt ihn in islamistische Kreise, aber auch in die schmerzliche Vergangenheit seiner Freundin Jasmin.

 

Dies ist der 4. Roman der Meyer und Palushi-Reihe, allerdings der erste, den ich las. Ich hatte nie das Gefühl, irgendwas von der Handlung nicht mitzubekommen aus Unkenntnis der Vorgänger-Romane... aber ich habe jetzt Lust darauf, sie zu lesen!

 

Insgesamt mehr als ein reiner Krimi. Es ist ein Sittenbild der Gesellschaft, wo islamistische Prediger in orientierungslosen Menschen willige Opfer finden und unbescholtene Menschen das Ziel von islamophoben Tendenzen werden. Am Ende ist es aber die Frage, wie man mit persönlicher Tragödie und Verlust umgeht.

 

Gut geschrieben, realistisches Setting und zugängliche Hauptpersonen. Die oben angesprochene Lust, mehr von dieser Autorin zu lesen, sagt eigentlich alles.

SPOILER ALERT!

Invisible Women by Caroline Criado Perez

Invisible Women: Exposing Data Bias in a World Designed for Men - Caroline Criado-Pérez

Over half of Earth's population are female - and yet they are still marginalised, not only socially/politically but scientifically. Medication is researched and tested primarily on men, knowing that the female body works differently, the construction of refugee camps or aid in less developed countries don't take the needs (and customs) of women into account etc.

 

Granted, it gets a bit redundant, reading chapter after chapter of (sorry to say it that clearly) male idiocy/superiority complexes, and you keep shaking your head - but there are real-life consequences to that behaviour, consequences that put female lives at risk daily. Perez brings everything together in the closing chapters... and it's eye-opening.

 

Men, wake up, look (and think) beyond your own experiences. It's not that hard! Women have to do it every day.

SPOILER ALERT!

Unter Wölfen von Alex Beer

Unter Wölfen - Alex Beer

1942, Nürnberg. Um seine Familie vor der Deportation nach Polen zu retten, wendet sich Isaak Rubinstein an seine frühere Geliebte Clara. Die wiederum ist Teil des Widerstands gegen die Nazis, der als Preis für die Rettung der Familie, Isaak als hohen Kriminalisten Adolf Weissmann in der Gestapo einschleust.

 

Guter Krimi, ein bisserl zu gradlinig für meinen Geschmack, auch ein bisschen zu einfach für Isaak, Weissmann zu ersetzen. Da hätte ich mir mehr Gefühl von Gefahr und Spannung gewünscht - einfach gesagt, die Nazis sind zu blauäugig. Andererseits natürlich: die blinde Hörigkeit ohne eigenes Denken, ohne eigenes Hinterfragen war Teil des Machtapparats.

 

Ich jedenfalls hätte nichts gegen eine Fortsetzung, denn das Ende bietet sich dafür an.

SPOILER ALERT!

The Testaments by Margaret Atwood

The Testaments - Margaret Atwood

The long sought-for sequel, set about 15 years later, to the brilliant "Handmaid's Tale"...

 

... and I'm not sure we actually needed it.

 

Gilead has fallen - and how that came to be is told from 3 points of view: Aunt Lydia, Agnes/Hannah who grows up in Gilead and Daisy/Nicole who learns of her origins after her adoptive parents are killed and is sent to Gilead on a mission for mayday.

 

And while the story that is told is certainly interesting and gripping, there are certain parts that are either repetitive or simply unbelievable (and/or unbelievably naive).

 

The first question is how much of the TV-series "The Handmaid's Tale" is canon. Atwood is part of the series' consulting team, but there are inconsistencies: Lydia's background for example (in season 3 she's a discontent teacher who's sort of disgusted by her own female nature and sexual urges - here, she's a judge till Gilead takes over and she's faced with the choice to either submit or be killed), how Nic(h)ole's name's written, the way Hannah doesn't remember her mother at all (she wasn't so young as to not remember meeting her in season 2)...

 

Anyway, the book taken for itself, Lydia keeps meticulous records of everything that goes on in Gilead and is sort of the person who sets everything in motion once Daisy is finally found. It's she who built the whole aunt-sphere in the first place, she who has dirt on everyone, she who arranges marriages, she who admits girls as aunt-supplicants. Of course, the details almost mentionned in passing are as gruesome as ever: commanders killing their wives, pedophilia, arranged child-marriages, murders, perjury... all just to have all the pieces in their places to finally be able to overthrow this corrupt system.

 

To be honest, once I decided to keep books and TV-series apart, Lydia's story became more relatable. I can distantly see that she doesn't buy completely into the idea of Gilead but sort of positioned herself to be able to act later on when opportunity would present itself. This doesn't make her acts any more palatable or excusable, not at all. But I can see her path as one option out of the pitiful collection she had when Gilead took over.

 

That Hannah and Nicole would serve as the messengers to the final destruction... seems more convenient name-dropping than true plot-driven necessity. Especially the fact that mayday chooses Nicole who just learned of her true origins, learned about Gilead at school or through the refugee work of her adoptive parents... in short, is absolutely not trained to fit in at all in a misogynistic system, making the whole mission sort of a hail-Mary adventure... and then both sisters meeting... it feels contrived and scratches the edge of credibility or cliché. Why would Lydia's meticulous plans rely on such an untested girl? Moreover, using her and simultaneously implying that June eventually escaped and has worked for Mayday raises the question of why she never approached her daughter. Hannah, on the other hand, could have been substituted by any other Gilead-educated girl. And she remains bland to the end.

 

Overall... it was a good book, yes... but it leaves more questions than it answers... questions that didn't need to be raised, not even in the hype over the TV-series.

SPOILER ALERT!

Der Fall Kallmann von Hakan Nesser

Der Fall Kallmann: Roman - Håkan Nesser, Paul Berf

Kurz nach dem Tod seiner Frau und Tochter zieht Leon Berger in die Kleinstadt K und tritt seine Anstellung als Schwedischlehrer an der örtlichen Mittelschule an. Beim Räumen der Dinge seines Vorgängers Eugen Kallmann, der Ende des letzten Schuljahres unter mysteriösen Umständen starb, findet er 4 Tagebücher, die die letzten 15 Jahre Kallmanns umreißen... und mehr Fragen aufwerfen als Antworten geben.

 

Der Roman ist (mit wenigen Ausnahmen) abwechselnd aus 4 Perspektiven erzählt: Leons, der Schülerin Andrea, und Leons Kollegen Igor und Ludmilla. Die 4 Erzählstränge verweben sich zunehmend zu einem Sittenbild an einer schwedischen Kleinstadtschule (samt Migrantenkindern und rechtsextremen Wandlungen) und beleuchten Patchworkfamilien, alte und neue Verbrechen und natürlich auch Kallmanns Vergangenheit. Und je enger die Maschen dieses Bildes werden, desto schwerer ist es, das Buch wegzulegen.

 

Nesser-typisch wird nicht alles aufgeklärt, was als Rätsel auftaucht (zB die Ähnlichkeit zwischen Andrea und Leons verstorbener Tochter oder auch die Betonung der Augen der Kommissarin, die den Fall Kallmann schließlich übernimmt), trotzdem aber lässt mich die Lektüre befriedigt zurück.

 

Vor allem in der 2. Hälfte ein Pageturner... braucht aber ein bisserl, um Fahrt aufzunehmen. Insgesamt aber eine definitive Empfehlung!

SPOILER ALERT!

Die Gerümpel Diät von Peter Walsh

Die Gerümpel Diät - Peter Walsh

Interessanter Zugang, sich sozusagen selbst auszumisten, das Gerümpel der Gedanken (ähnlich wie das Gerümpel in der Wohnung) loszuwerden und somit den Weg zum Gewichtsverlust zu erleichtern... aber im Endeffekt läuft es auf dasselbe wie alle Abnehmratgeber hinaus: gesund essen, kein Fastfood, selbst kochen, mehr Bewegung. Halt mit recht viel Gelaber drumherum.

SPOILER ALERT!

Munich by Robert Harris

Munich: A novel - Robert Harris

September 1938, the world is on the brink of war. Hitler has his eyes set on Czechoslovakia, bringing the Sudeten-Germans into the Reich. At the eve of the invasion, Britain's prime minister Chamberlain tries everything to prevent open war. But is peace worth any cost?

 

That's actually the question around which this whole novel revolves. Harris adds 2 young staffers to each side to sort of add the human component to these events, the immediacy of the threat, both of impending war but also of the further unimpeded rise of Hitler. History of course tells us that war broke out nonethess, albeit a year later, after the invasion of yet another country. It also tells us that appeasement only works so far: At some point one has to draw a line, at the latest when the fundamental principles of one's own state and way of life are threatened.

 

So, what would have happened had the world not silently condoned the invasion of Czechoslovakia but intervened then and there? Were the allied forces truely so militarily unprepared in their (re)armaments after WW1, as is indicated here, that they wouldn't have stood a chance if the war had begun in 1938? And what would that have meant for the holocaust: fewer victims? Or even more (after the defeat of the allied forces)? Would Hitler have had the time to surround himself with sycophants and like-minded people if he had been challenged openly (which is the point that Hartmann makes why it's important that Britain doesn't give in to Hitler's demands)?

 

Harris already delved into these what-if scenarios with his excellent "Fatherland" set in a world where Nazi Germany had won the war... and it's still a mind-boggling thought experiment, the change of a single event causing major consequences (or, in this case, the failure of affecting said change). The only downside to this novel is the fact that it takes about 200 pages to really get going, but once you're past that, this is a page-turner.

Currently reading

Mila 18 by Leon Uris
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Star Trek: Voyager: Architects of Infinity by Kirsten Beyer
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The Child in Time by Ian McEwan
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Disavowed by David Mack
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