Totenrausch von Bernhard Aichner, Blum #3
Blum ist weiter auf der Flucht mit ihren beiden Töchtern. Da geht sie einen Deal mit einem Hamburger Zuhälter namens Schiele ein: ein Mord gegen gefälschte Papiere. Monate später fordert er die Schuld ein.
Totenrausch ist leider eine ziemliche Enttäuschung.
Da wäre einerseits mal die Handlung für sich genommen, die mal wieder jenseits der Grenze des Glaubwürdigen spielt. Klar, Deals werden jeden Tag gemacht... aber es ist nicht so, dass Blum vollkommen am Ende war und nirgends anders untergekommen wäre. Schließlich hat sie's ja auch geschafft, schwarz bei einem Bestatter zu arbeiten. Und der hat sicher nicht ihre Papiere gecheckt. Dafür kriegt man seitenlang zu lesen, wie entsetzt Blum doch ist, dass der Unterweltkönig von Hamburg ihre Schuld einfordert. Und man soll auch noch glauben, dass sie, die Menschen grausamst getötet hat, plötzlich Gewissensbisse bekommt - in einer Situation, in der es (auch) um das Wohl ihrer Kinder geht? Und dass sie irgendeinen dahergelaufenen Nachbarn/Pseudofreund quasi über ihre Kinder stellt, indem sie versucht, seinen Tod zu fingieren, während die Mädchen in der Gewalt von Schiele sind? Das passt nicht zusammen. Dann ist da noch der Polizist, der sie morden lässt, weil er selbst eine Vorgeschichte mit Schiele hat...
Dazu kommen die Details, die kaum Sinn machen. So ist Blums Bestattungshelfer (und Geliebter) Reza in Totenhaus unter Mordverdacht verhaftet worden. Jetzt taucht er zum besten Zeitpunkt auf und meint, die Verdächtigung sei fallengelassen worden... Überhaupt ist der fehlende Zusammenhalt innerhalb der Trilogie ein Riesenproblem besonders in Totenrausch. Ich habe nämlich nicht den Eindruck gewonnen, dass mit diesem Teil die Geschichte fertig erzählt ist. Weder Blums noch die Situation der Mädchen hat sich einen Deut geändert (außer geographisch) vom Prolog zum Epilog. Ja, Reza ist an ihrer Seite, die Bande zu Innsbruck in Form ihres Schwiegervaters zerbrochen, da er angenehmerweise einfach mal so stirbt. Und kein Ermittler kommt auf die Idee, die Onlinegedenkkerzen nachzuverfolgen - nur Reza, der sie so recht schnell findet. Toll. Aber sonst? Was passiert, wenn im nächsten Hafen wieder jemand Blum erkennt? Fängt das Morden von Neuem an?
Ich hege ja den Verdacht, dass Totenfrau ursprünglich nicht auf eine Trilogie ausgelegt war, Totenfrau aber so einen Erfolg einfuhr, dass halt mal 2 Teile hinten nach gelegt wurden. Zum Schaden der Charaktere, besonders Blums, die irgendwie ohne Männer gar nichts mehr hinkriegt und naiv bis zum geht nicht mehr ist, und auch der Einzigartigkeit des Erzählstils. Totenfrau jedenfalls ließ mich noch gefesselt zurück - Totenrausch nur mehr enttäuscht und desillusioniert. Schade. Von wegen "Alles ist gut".
PS: Warum zu jedem Kapitelwechsel mindestens 2, manchmal 4 Leerseiten sein müssen, ist nicht ganz ersichtlich, zieht sich aber auch schon durch die gesamte Trilogie. Und warum Blums Schwiegervater Blum mit Nachnamen heißt, erschließt sich mir auch nicht. Aber das sind mal Nitpicks am Rande.