Tiefe Narben von Petra Ivanov
Jahre nach der Verurteilung eines Mörders taucht eine Leiche mit genau demselben Verletzungsmuster auf, kurze Zeit später eine weitere... wurde der falsche eingesperrt?
"Tiefe Narben" ist ein recht vielschichtiger Roman:
Einerseits ist da natürlich die vordergründige Ermittlung, die bald viel persönlicher wird als gedacht und von reinem Mord sich zu Entführung erweitert. Narben an den Opfern, physisch und psychisch, aber auch gesellschaftlich ignorierte Narben sowie nicht verheilte Wunden in der jeweiligen persönlichen Geschichte spielen hier herein. Dieser Part ist gut gelungen.
Andererseits erzählt der Roman auch vom Heilen und Wiedererlangung alter Stärken der Hauptpersonen, Cavalli und Flint sowie ihrer jeweiligen Teams.
Ich habe dieses Buch mehr wegen der Hintergrund von Meyer und Palushi gewählt, die mir in "Entführung" sehr gut gefallen haben, und da wurde ich auch nicht enttäuscht.
Da hier aber (anders bei Entführung, das man auch als Neuling der Meyer/Palhushi-Serie gut lesen konnte) deutlich mehr auf die vorherigen Teile der Cavalli/Flint-Serie Bezug genommen wird, fehlt mir als Neueinsteigerin in diese Serie natürlich der Anknüpfungspunkt zu diesen Charakteren. Deutlich sympathischer kommt jedenfalls der Rest der Polizeiriege, Fahrni hauptsächlich, rüber als die eigentlichen Protagonisten. Vielleicht auch, weil Fahrni (neben Meyer) der einzige ist, der sich nicht von Vorurteilen leiten lässt (s. Verdächtigung von Palushi oder auch Dash... warum? Nur weil sie Kosovo-Albaner sind? Schließlich hatten viele kein/wenig Alibi...).
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass dieser Roman etwas zu lang(atmig) geraten ist. Die Ermittlungen treten seitenlang auf der Stelle, auch auf der persönlichen Ebene tut sich nicht viel... und ja, der Täter ist eigentlich ziemlich klar von Anfang an...
Trotzdem: ein guter, spannender Roman.