SPOILER ALERT!

Am Abend des Mordes von Hakan Nesser, Barbarotti #5

Am Abend des Mordes: Roman - Håkan Nesser

Dies ist der letzte Band der Barbarotti-Reihe.

 

Gebeutelt vom plötzlichen, aber nicht gänzlich unerwarteten Tod seiner Frau (sie erlitt bereits in "Die Einsamen" ein geplatztes Aneurysma im Gehirn), tritt Barbarotti einen Monat später seinen Dienst wieder an. Allerdings verdonnert ihn sein Boss Asunander zur Ermittlung in einem alten Fall: das Verschwinden von Morinder vor 5 Jahren aufzuklären, dem Freund von Ellen Bjarnebo, die vor 20 Jahren wegen des Mordes (und der Zerstückelung der Leiche) an ihrem Ehemann verurteilt wurde. Barbarotti findet äußerst mangelhafte Ermittlungsakten von beiden Fällen vor, doch die Begegnung mit Ellen Bjarnebo gestaltet sich schwierig, denn sie ist scheinbar verschwunden.

 

Was folgt ist eine packende Auseinandersetzung mit Trauer, Opfer, Schuld & Sühne, Vorurteilen und dem In die Hand Nehmen des eigenen Schicksals. In immer wechselnden Blickpunkten werden die Ereignisse von vor 20 Jahren aufgearbeitet, genauso wie Barbarottis Weg aus dem Tunnel der Trauer zurück ins Leben. Die beiden Fälle (und der, den Backman untersucht, nämlich das Ableben eines Rechtspopulisten) treten in den Hintergrund in dieser zutiefst persönlichen Geschichte, die ihren Höhepunkt in der Einöde Lapplands findet, wenn Barbarotti schließlich doch auf Bjarnebo trifft.

 

Wie immer bei Nesser gibt's kleine Negativpunkte, die diesmal allerdings den Abgang der Geschichte nicht trüben:

 

* das offene, aber suggestive Ende zwischen Barbarotti und Backman... noch dazu durch einen posthumen Brief von Barbarottis Frau Marianne quasi gutgeheißen... das hätte nicht sein müssen.

 

* Was hat es mit den "Schwestern" auf sich, auf die Barbarotti in Lappland trifft und die scheinbar die erste Ermittlung im Fall Morinder schon beeinflusst haben?

 

Fazit: ein zutiefst menschlicher, psychologischer und... ja, spirtueller Roman, der ohne Action auskommt und einen trotzdem in den Bann zieht. Und einen auch nach der letzten Seite nicht los lässt. So soll's sein.