SPOILER ALERT!

Narr von Gerd Schilddorfer & David Weiss

Narr - Gerd Schilddorfer, David G. L. Weiss

"Narr" ist der 2. Roman der Sina-Reihe, die mit "Ewig" begann, kann aber ohne Weiteres auch ohne Vorkenntnis gelesen werden. Wieder haben Geschichte-Professor Georg Sina und Reporter Paul Wagner ein Rätsel zu lösen, das mit scheinbar zusammenhangslosen Morden beginnt und beinahe in einem Staatsstreich endet.

 

Die Schnitzeljagd rund um Wien ist wie immer interessant und packend, sodass ich das Buch kaum weglegen konnte. Der schrullige Kommissar Berner, die Mossad-Agentin Valerie Goldmann und so manch anderer schon bekannter Charakter sind auch hier wieder mit dabei.

 

Einige kleine Nitpicks bleiben aber natürlich nicht aus: Im Handy-Zeitalter sollte man doch alles gleich fotographieren können. Warum macht also keiner ein Foto von dem Dokument in Berlin (besonders, weil Sina in Wien zurück geblieben ist)? Dazu werden mir die Folgen der Politikermorde etwas verschwiegen - selbst in einer Bananenrepublik wie Österreich, wo Politikverdrossenheit und Meckern an allem und jedem an der Tagesordnung stehen, gäbe es mehr Aufruhr, wenn über Nacht 3 Mitglieder der Bundesregierung teils öffentlich ermordet werden. Von dieser Seite der Geschichte bekommt man als Leser aber wenig mit. Genauso ergeht es mir, als ein Mitglied des Teams sich opfert... kein Wort der Trauer danach mehr. Hätte nicht Johann der Orden gebührt posthum? Und ganz ist auch Georgs Trauer um Irina nicht in dieser Stärke nachzuvollziehen. Schließlich hätte ich auch gern mehr Interaktion zwischen Georg und seinem Vater gesehen.

 

Aber das sind nur kleine Punkte, die durch die rasante Erzählweise, das "Was wäre wenn"-Spiel um die Monarchie und die Seitenhiebe auf die Realpolitik mehr als entschärft werden. Gerade in der heutigen Zeit, wo, wie auch im Nachwort vermerkt, der Ruf nach Führungspersönlichkeiten immer lauter wird, wo die Frage des passiven Wahlrechts der Habsburger immer wieder andiskutiert wird, wo Radikalisierung in welche Richtung auch immer aktuell wie nie ist, haben Schilddorfer und Weiss ganz klar ins Schwarze getroffen. Ist ein Verschweigen der Tatsachen, ein "Schlussstrich", wie es genannt wird, wirklich immer das Beste für "das Volk"?

 

Ich jedenfalls freue mich schon auf die Lektüre von "Teufel", dem leider letzten Roman der Sina-Reihe.